Handbücher

Darstellungen zur deutschsprachig-jüdischen Literatur seit der Aufklärung

HB 4: Geschichtsdenken

Als Heinrich Heine 1822, während seiner kurzen Beteiligung am Projekt der „Wissenschaft des Judentums“, mit der Niederschrift seiner Fragment gebliebenen Erzählung Der Rabbi von Bacherach begann, signalisierte er ein literarisches Geschichtsbewusstsein, das demjenigen einer strukturierten jüdischen Historiographie um Jahrzehnte voraus war. Literarische Formen historischer Selbstvergewisserung, nicht selten charakterisiert durch mehr oder weniger hintergründige Analogien (etwa der Juden Deutschlands mit denen Spaniens vor und während der Inquisition) machen einen bedeutenden Teil der deutschsprachig-jüdischen Literatur v.a. des 19. Jahrhunderts aus. Doch das Spektrum reicht viel weiter. In der ursprünglich christlichen Legende vom Ewigen Juden fand jüdische Geschichtsschreibung eine ambivalente Form der Bewältigung historischer Existenz wie Marginalität des Judentums, wie dann aber auch immer stärker die literarische Rekapitulation der jüdischen Geschichte im deutschsprachigen Raum und zusehends auch die Zeitgeschichte selbst in den Vordergrund traten. Das gilt nicht zuletzt auch für die Emigration und den Holocaust, den in der deutschsprachig-jüdischen Literatur nicht zufällig jüdische Autorinnen und Autoren als erste offen thematisierten. Der Band ist auf vier thematische Blöcke angelegt: I: Im Zyklus der Analogien; II: Übergeschichtlichkeit; III: In die Geschichte gefallen; IV: Literatur als Geschichte.

Projektmitglieder

  • Alfred Bodenheimer

  • Hans-Joachim Hahn