Handbücher

Darstellungen zur deutschsprachig-jüdischen Literatur seit der Aufklärung

HB 6: Wechselbeziehungen

Bereits 1922 plädierte der Soziologe Karl Mannheim für ein Verständnis von Kultur als „pluralistische[m] Interaktionssystem“. Auch Egon Schwarz – geprägt von seiner Exilerfahrung und seiner Arbeit als Kulturvermittler – gilt als Gegner des Beitrags-Narrativs: Bereits in den 1980er Jahren ging er von einer selbstverständlichen Wechselbeziehung zwischen jüdischen und nichtjüdischen Schriftsteller*innen und Akteur*innen aus, deren Arbeiten in ihrer Gesamtheit die deutschsprachige Literatur ausmachten. Von zentraler Bedeutung war für ihn die Interaktion zwischen literarischen Werken und ihrem Lesepublikum.

In den letzten Jahren lenkten die Sozial- und Kulturwissenschaften ihren Blick auf die vielfältigen Verbindungen, Austauschprozesse und die Verwobenheit kultureller Praktiken; für die Literaturwissenschaften trat gerade in jüngster Zeit der Begriff der Übersetzung bzw. des Übersetzens als Schlüsselbegriff hervor. Übersetzung wird nicht mehr ausschließlich auf der Ebene des Textes als Form der Übertragung von einer Sprache in eine andere verstanden, sondern wird unter Berücksichtigung der damit verbundenen Transferprozesse zunehmend als zentrale Kategorie des kulturellen Wandels selbst aufgefasst und damit für die „Analyse der vielschichtigen kulturellen Lebenswelten selbst“ produktiv gemacht.

Vor dem Hintergrund solcher Überlegungen lässt sich die deutschsprachig-jüdische Literatur als diskursiver Raum für gesellschaftlich-kulturelle Aushandlungsprozesse lesen. Das gilt auf der Ebene des Texts selbst, auf der der Akteur*innen als auch der des Diskurses. Das Handbuch gliedert sich entsprechend in sechs thematische Blöcke: 1) Übersetzen: Diskursive Aushandlungen und kulturelle Transformationen, 2) Kooperationen und Vernetzungen: Literarisches Handeln, 3) Vermittlungen und Interaktionen, 4) (Re-) Migration und Exil: Mobiles Schreiben, 5) Rezeption und Produktion: Präsenzen und Absenzen und 6) Intermedialität und Performativität.

Projektmitglieder

  • Gerald Lamprecht

  • Olaf Terpitz

  • Marianne Windsperger

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