Lehmann, Markus (auch Marcus)

Geb. 19. 12. 1831 in Verden (Königr. Hannover, heute BRD), gest. 14.4. 1890 in Mainz. Rabbiner, Historiker, Herausgeber, Pägagoge, Schriftsteller, Schulgründer.

Nach Studien bei Israel Hildesheimer in Halberstadt und weiteren in Prag und Halle kam Lehmann nach Mainz, wo er 1854, als die orthodoxen Mitglieder eine eigene Gemeinde gründeten, zu deren Rabbiner gewählt wurde und schließlich zu einem der Führer und Sprecher der modernen deutschen Orthodoxie aufstieg. Er gründete dort eine Religionsschule, die ab 1859 eine der ersten jüdischen Elementarschulen für Jungen und Mädchen war. Als Gegengewicht zur liberalen AZJ begründete er 1860 die Zeitschrift Der Israelit, die sich zum wichtigsten Sprachrohr der Orthodoxie entwickelte und bis 1938 bestehen sollte. In dieser Zeitschrift veröffentlichte er zahlreiche Erzählungen und historische Romane, die z.T. auch in Buchform beachtliche Verbreitung hatten und in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Die meisten dieser Texte erschienen zwischen 1872–1888 unter dem Titel Aus Vergangenheit und Gegenwart (6 Bände) und fanden europäische Verbreitung mittels Ausgaben auf Hebräisch, Englisch, Französisch und Ungarisch. Auf Resonanz stießen auch seine Prediktsammlungen Die Sprueche der Väter. Lehmann veröffentlichte ferner das Traktat  Berakhot des Jerusalemer Talmud mit dem Kommentar von Solomon Sirillo und seinen eigenen Anmerkungen Meir Nativ (1874) und übersetzte den Pentateuch (1873, 6. Auf. 1913). Vermutlich auf eine Erzählung von L. A. Frankl zurückgehend legte er, zunächst im Israelit, einen – vor allem im englischen Sprachraum bis in die Gegenwart verbreitete – Marranenroman unter dem Titel Die Familie Y. Aguila. Eine Erzählung vom jüdischen Heldenmut zur Zeit der spanischen Inquisition vor, die um 1900 in Buchform mehrmals aufgelegt wurde.

Eintrag von Jacob Rothschild auf: encyclopedia.com;

(PHK, in preparation)