Riehl, Wilhelm Heinrich
Geb. 6.5. 1823 in Biebrich/Wiesbaden (Dt. Reich), gest. 16. 11. 1897 in München (Dt. Reich). Kulturhistoriker, Novellist, Redakteur, Soziologe, Volkskundler.
Nach abgelegter Reifeprüfung begann Riehl 1841 ein Studium der (evangel.) Theologie in Marburg, Tübingen und Gießen, das er ebensowenig abschloss wie jenes der (Kunst)Geschichte und Philosophie in Bonn, wo u.a. Ernst M. Arndt zu seinen Lehrern gehörte. Zugleich begann er journalistisch und schriftstellerisch zu arbeiten. 1848, als er Redakteur der Augsburger Allgemeinen Zeitung wurde, erschien mit Die Geschichte vom Eisele und Beisele sein erster (sozialer) Roman; ab 1849-50 arbeitete er am vierbändigen Projekt Die Naturgeschichte des Volkes als Grundlage einer deutschen Social-Politik, das zwischen 1851 und 1869 erschien. 1856 erschienen die Culturgeschichtliche Novellen, 1859 die Kulturstudien aus drei Jahrhunderten. Im selben Jahr erhielt er eine außerord. Professur für Kulturgeschichte und Statistik an der Univ. München, wo er 1865 auch Direktor des Bayrischen Nationalmuseums wurde. Wirkmächtig war auch seine Schrift Die deutsche Arbeit (1861). Bereits in seiner Naturgeschichte sind antisemitische Spitzen gegen die jüdische (Groß)Stadtbevölkerung anzutreffen, die sich in der Deutschen Arbeit massiv verdichteten.
Eintrag in: NDB;
Andrea Zinnecker: Romantik, Rock und Kamisol. Volkskunde auf dem Weg ins Dritte Reich. Die Riehl-Rezeption. Münster u. a.: Waxmann 1996.
(PHK, in preparation)