EUGEN HOEFLICH [REZ.] ZU: PAUL COHEN-PORTHEIM: „ASIEN ALS ERZIEHER“
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Klinkhardt u. Biermann. Leipzig 1920.
In: Wiener Morgenzeitung, 23.1. 1921, S. 7; https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=wrm&datum=19210123&seite=7&zoom=41
[Orthographie und Zeichensetzung des Originals wurden bei dieser Transkription übernommen.]
Cohen gehört zu jenen Idealisten, die an die Möglichkeit einer Synthese Asiens mit Europa glauben. Er versucht in einer Anzahl von Essays die Gegensätze zwischen Orient und Okzident auf verschiedenen Gebieten zu erfassen – gut geschaut sind eigentlich nur die Gegensätze in der Kunst – und aus dem großen Widerspruch östlichen Universalismus zu westlichem Individualismus Möglichkeiten zu finden, die nicht vorhanden sind und die weder aus der bisherigen Geistesgeschichte der beiden Gegenpole noch aus ihrer wahren geistigen Veranlagung zu finden sind. Cohen leidet an dem Grundfehler der meisten von [vor] ihm: Er ist Jude und will Europäer sein. Er will objektiv Asien gegenübertreten, fühlt aber selbst die stärkste Sehnsucht nach dem Kompromiß. Auch hier, wo der jüdische Autor Asien ausschließlich außerhalb seines Judentums sucht und diesem Judentum nur die Rolle eines europäischen Agenten in Asien zubilligt. (Seine Bemerkungen über Zionismus und Judentum bleiben an der Oberfläche haften und sind bedeutungslos.)
Dieser Versuch, wie die ganz große Mehrzahl vor ihm, die den Begriff Asien zu erfassen bestrebt waren, muß versagen vor der überwältigenden, gewaltigen Größe des zu untersuchenden Objekts, dessen Untersuchung mit den Instrumenten europäischer „exakter“ Wissenschaft von vornherein schon Erfolg ausschließt. Keine Enzyklopädie der Welt kann hier umfangreich genug sein. Eher wird einmal einer kommen, der in einem Satz die unwiderlegliche Gegensätzlichkeit zwischen Orient und Okzident niederlegt. Dann werden alle diese Bücher, auch solche mit dem zuviel versprechenden Titel „Asien als Erzieher“ bedeutungslos sein. Immerhin ist es ein Versuch, aus einem Herzen, das der Liebe fähig ist. Und dies ist ein Umstand, der alle Schwächen und Unwichtigkeiten eines Werkes übertönt.