Kellner Leon
Geb. 17.4.1859 in Tarnow (Galizien), k.k. Österreich-Ungarn, gest. 5.12.1928 in Wien. Ps.: Leo Rafaels.
Anglist, Literaturhistoriker (Shakespeare-Forscher), Feuilletonist, Herausgeber (u. a. unter dem Ps. L. Rafaels für: Die Welt), Zionist.
Nach einem abgebrochen Studium am Rabbiner- und Lehrerseminar in Breslau, der Reifeprüfung in Bielitz und nachfolgenden Studien (Anglistik, Germanistik, Romanistik) an der Universität Wien, die er 1883 erfolgreich beendete, trat Kellner zuerst in den Schuldienst (in Troppau und Wien) ein, unterbrach diesen, um 1887 mit Hilfe eines Stipendium für das „British Museum“ in London zu studieren, und kehrte dann wieder nach Wien zurück, wo er 1890 Lehrbeauftragter an der Universität Wien wurde, wo er sich auch habilitierte. Parallel dazu arbeitete er u.a. auch als (jüdischer) Religionslehrer an der Stubenbastei und katalogisierte die Bibliothek der Israelistischen Kultusgemeinde sowie als Feuilletonist und Kritiker für die Zeitungen Neue Freie Presse und Neues Wiener Tagblatt. Leon Kellner stieß in den späten 1890er-Jahren als einer der ersten Mitstreiter Theodor Herzls zur zionistischen Bewegung und wurde von Anfang an Redakteur u. Herausgeber der zionist. Programmzeitschrift „Die Welt“. Leon Kellner zählt somit zu den Pionieren der zionistischen Bewegung im deutschsprachigen Raum.
Weiters stand er der aus Großbritannien kommenden Fabier-Bewegung nah und publizierte u.a. in der dieser linksliberalen Bewegung nahe stehenden Zeitschrift „Die Wage“. Er engagierte sich ebenfalls in der Siedler- und Volksbildungs-Bewegung. Von 1904 bis 1914 war er Professor an der Universität von Czernowitzwork in progress mehr. Er engagierte sich in der Politik und wurde Abgeordneter für die von ihm mitbegründete Partei „Volksrat der Juden“ im Landtag der Bukowina. Nach dem Weltkrieg widmete er sich der Shakespeare-Forschung, unterrichtete Englisch im Ottakringer Settlement und wurde Englischkorrespondent in der Präsidentschaftkanzlei. Leon Kellner verfasste mehrere Bücher über englische und amerikanische Literatur; als die wichtigsten gelten die Geschichte der englischen Literatur im Zeitalter der Königin Victoria (1909) und die Geschichte der nordamerikanischen Literatur (1913), aber er legte auch zahlreiche Arbeiten über grundlegende jüdische Thematiken sowie über Th. Herzl vor. Er reiste mehrfach in das Mandatsgebiet Palästina, wo er ein Grundstück erwarb.
Leon Kellner heiratete 1884 Anna Weiss (siehe Anna KellnerGeb. 21.5.1862 in Bielitz, Schlesien, k.k. Österreich-Ungarn (heute: Bielsko-Biala, Polen), gest. 12.5.1941 in Jerusale... mehr). Das Paar hatte zwei Töchter und einen Sohn: Paula, Dora (verheiratet mit Walter Benjamin) und Viktor.
Materialien und Quellen:
Eintrag in ÖBL; Eintrag/entry auf/on: Jewish Virtual Library;
Beiträge in der Zs. Die Welt (Auswahl):
Juden und Schwarze; Nr. 5, 2.2. 1900, S. 1-2;
(PHK, in Vorbereitung)