Pollak, Felix

Geb. 11.11. 1909 in Wien, gest. 19.11.1987 in Madison/Wisconsin (USA).

Schriftsteller (Kurzprosa, Lyrik, Aphoristik), Bibliothekar, Regisseur, Übersetzer, Exilant/Immigrant.

F. P., Sohn des Ingenieurs Geza P. und Helena Schneider, studierte zunächst in Wien Jus/Rechtswissenschaften, brach dieses Studium jedoch zugunsten einer Ausbildung bei M. Reinhardt 1934-36 ab, um es 1936/37 wieder aufzunehmen. Seit Ende der 1920er Jahre veröffentlichte er in der Neuen Freien Presse Kurzprosa, Erzählungen und Gedichte, sein erster Text Rufe, die man nicht hört wurde bei einem Jugend-Preisausschreiben als preiswürdig anerkannt, konnte aber wegen Überschreitung der Altersgrenze nicht berücksichtigt werden. 1930 veröffentlichte er mehrere Venedig-Gedichte und fiel bei einer Vorführung des Gorki-Stückes Kleinbürger als Schauspielschüler im Theater in der Josefstadt positiv auf (Der Tag, 1.6.1930, S.18). Am 19.1.1931 nahm P. an einer Lesung unter dem Titel Junge Autoren lesen im Festsaal des Ingenieurs- und Architektenvereins teil. Im Sept. 1931 wurde ihm, gemeinsam mit anderen jungen Autor:innen wie Gerty Kelemen, Fanny Lewkow u.a. ein Preis der NFP zuerkannt. 1932 wirkte er sowohl an der Aufführung Die andere Seite (Sheriff) im Schönbrunner Schlosstheater (Bericht NWJ, 20.2.1932, S. 11 bzw. Die Stunde, 21.2.1932, S. 6), für die NFP eine „Meisteraufführung“ (P.W[ertheimer?]), als auch an der Regie der Sommernachtstraum-Aufführung des Reinhardt-Seminars und der Duncan-Schule in Salzburg mit, welche ebf. zuvor (im Juli) im Schönbrunner Schlosstheater vorgeführt wurde und bei der P. auch Gelegenheit hatte, mit O. Strnad in Bekanntschaft zu treten. Diese Regiearbeiten setzte Pollak auch 1933 fort, wobei, diesmal unter Oberleitung durch Paul Kalbeck, eine weitere Shakespear-Inszenierung, nämlich Wie es Euch gefällt, auf gute Resonanz (Der Tag, 29.4.1933) traf, aber auch seine erste G.B. Shaw-Inszenierung in Eigenverantwortung zu: Fannys erstes Stück (Neues Wr. Tagblatt, 11.4.1933, S. 22). 1934-37 erscheinen dann nur mehr wenige Aphorismen im Tag, 1937 als letzter Text vor dem Exil, nochmals im Wiener Magazin, Ein Schiff fährt zu früh ab. Unmittelbar nach dem Anschluss gelang F.P. die Flucht in die USA, wo er sich zunächst mit Gelegenheitsarbeiten durchschlug und 1941 an der Univ. of Buffalo die Ausbildung zum Bibliothekar mit einem Bachelor abschloss. Ab 1943 diente er in der U.S. Army und war u.a. als Übersetzer in Kriegsgefangenenlagern für gefangene Wehrmachtssoldaten tätig. Nach Kriegsende setzte er sein Studium an der Univ. of Michigan fort und schloss es 1949 mit einem Master ab. Ab 1950 arbeitete P. als Bibliothekar an der Northwestern Univ. in Evanston/Chicago (bis 1959), danach, bis zu seiner Pensionierung 1974, an der Univ. of Wisconsin, wo er auch die Sammlung Little Magazine Collection auf- und ausbaute. Seine ihn international bekannt machenden Gedichtbände erschienen ab 1963 in amerikanischen Verlagen, seine Summa Benefits of doubt wurde von mit ihm befreundeten Lyrikern, Literaturwissenschaftler und Übersetzer (u.a. H.M. Enzensberger u. K. Reichert) in intensivem gemeinsamen Austausch auch für die deutsche Ausgabe vorbereitet, die (wie die amerikanische) allerdings erst nach seinem Tod erschien. Nach seinem Tod wurde der Felix Pollak Prize for Poetry eingerichtet.

Texte:

Rufe, die man nicht hört. In: NFP, 28.11.1929, S. 9, 5.12.1929, S. 11 bzw. 12.12.1929, S. 13; Canal Grande (Ged.), in: NFP, 8.5.1930, S. 12; Lesen bei Nacht. In: NFP, 17.7.1930, S. 11; Junge Frau allein. In: NFP, 6.11.1930, S. 14; Ein Schiff fährt zu früh ab. In: NFP, 8.1.1931, S. 11-12; Mosaiksteinchen (Aphorismen). In: NFP, 6.8.1931, S. 10;

Werkverzeichnis:

The castle and the flaw. Poems. La Rochelle: Elizabeth Press 1963; 28 poems. Michigan: Sumac press 1966); Say when. Lacrosse: Juniper, 1969 Ups and downs: the underground presses. 1970 Voyages to the inland sea, II : essays and poems 1972 Essays and poems. 1972; Ginkgo. La Rochelle 1973 Subject to change. Lacrosse: Juniper, 1978; Prose and cons. Lacrosse 1983; Tunnel visions: poems, short prose, translations. Peoria: Spoon River Poetry Press, 1984; Benefits of doubt: selected poems. Peoria1988; Vom Nutzen des Zweifels. Gedichte. Frankfurt a. M.:Fischer 1989; Lebenszeichen. Aphorismen und Marginalien. Hgg. von R. Grimm und S. Pollak. Wien 1992.

Materialien und Quellen:

Bericht über Co-Regie von Shakespeares Ein Sommernachtstraum im Rahmen der Salzburger Festspiele 1932: Salzburger Wacht, 12.8. 1932, S. 4; Bericht über Arbeit der Reinhardt-Seminar-Aufführungen: NFP, 5.7. 1932, S. 7;

Little Magazine-Collection at UW Madison: hier.

Reinhold Grimm: Ein Aphoristiker im Gehäus: Neues aus dem Nachlaß von Felix Pollak. In: Mod. Austrian Literature, 3/4(1991), 17-41.

Peter R. Frank: Felix Pollak: Porträt. In: Mitteilungen der Gesellsch. für Buchforschung in Österreich, 2001, H. 1, 22–24

Eintrag in: https://www.literaturepochen.at/exil/a5621.html

Eintrag von Klaus L. Berghahn in: A. B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2. Aufl. Stuttgart-Weimar: Metzler 2012, S. 408-409;

(PHK, in preparation)

Quellentexte:

➥ Ginkgo. A Matter of History.