Adler, Paul

Geb. 4.4. 1878 in Prag (k.k. Österreich-Ungarn), gest. 8.6.1946 in Zbraslaw/Praha (Tschech. Republik). Schriftsteller, Publizist, Übersetzer.

Als zweites Kind in eine jüdische Kaufmannsfamilie in Prag geboren, besuchte er dort das deutsche K.k. Staats-Obergymnasium Am Graben, studierte an der Prager deutschen Karlsuniversität Jus und promovierte ebendort im Jahr 1901. Durch mehrere Semester hindurch fungierte er als Schriftführer und Obmann der Abtheilung für Literatur und Kunst der Lese- und Redehalle der deutschen Studenten in Prag. Zugleich befreundete er sich mit Martin Buber sowie dem zionistischen Kreis um Hugo Bergmann, ohne sich ihm anzuschließen. Ab 1903 brach er zu einer jahrelangen Wanderschaft durch Europa auf, begleitet von seinem Verleger und Freund Jakob Hegner. In der Nähe von Florenz, einem Treffpunkt der Boheme, lernte er 1908 seine Lebensgefährtin, Anna Kühn (geb. Dušik; 1874–1950), kennen, mit der er seit 1910 zusammenlebte und ab 1925 verheiratet war. 1911 übersiedelten Adler und Kühn nach Berlin, wo Adler Anschluss an den Autorenkreis der Neuen Blätter gewann, insbesondere an Carl Einstein. 1912 folgte als nächste Etappe die Entscheidung, sich der Künstlerkolonie in Hellerau (bei Dresden) anzuschließen, wo ihn u.a. Franz Kafka besuchte und zwischen 1914 bis 1916 seine wichtigsten literarischen Werke Elohim, Nämlich und Die Zauberflöte entstanden, für die er 1917 den Fontane-Preis erhielt. Als überzeugter Pazifist konnte er sich der Einberufung zum Kriegsdienst durch ein ärztliches Attest, das ihm psychische Störungen bescheinigte, entziehen. –  Während der Dresdner Novemberrevolution wurde Adler allerdings politisch aktiv: er schloss sich der USPD an und war Gründungsmitglied einer Sozialistischen Gruppe geistiger Arbeiter, der u.a. Camill Hoffmann und Friedrich Wolf angehörten und wirkte mit dem von Otto Rühle geführten Arbeiter- und Soldatenrat zusammen. 1921 übersiedelte Adler mit seiner Familie für kurze Zeit in die eben gegründete Tschechoslowakische Republik und arbeitete als Feuilletonist für die von Präsident T.G. Masaryk gegründete linksbürgerliche Zeitung Prager Presse. 1923 gab er diese Tätigkeit wieder auf und kehrte nach Hellerau zurück, wo er sich, sprachenkundig, vor allem dem Übersetzen widmete. Nach einem Überfall der SA auf seine Wohnung musste Adler im März 1933 aus Deutschland fliehen. Den Holocaust überlebte er – seit einem Schlaganfall im Juli 1939 halbseitig gelähmt – durch die Hilfe seiner Frau in einem Versteck bei Prag.

Weitere Werke:

Materialien und Quellen:

Ludo Abicht: Paul Adler, ein Dichter aus Prag. Wiesbaden 1972; Jürgen Egyptien: Mythen-Synkretismus und apokryphes Kerygma. P. Adlers Werk als Projekt einer Resakralisierung der Welt. In: Klaus Amann, Armin A. Wallas (Hgg.): Expressionismus in Österreich. Die Literatur und die Künste. Böhlau, Wien 1994, S. 379–395; Erich Kleinschmidt: Schreiben auf der Grenze von Welt und Sprache. Radikale Poetik in Paul Adlers „Nämlich“ (1915). In: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte. Band 73, Nr. 3 (1999), S. 457–477.

(PHK, in Vorbereitung)