Meisels Samuel

Geb. 9.12. 1877 in Przemysl (k.k. Österreich-Ungarn, heute: Polen) – gest. (ermordet) im Juni 1942 im Ghetto Izbica; Feuilletonist, Kritiker, Redakteur, Schriftsteller, Übersetzer.

Meisels fing nach einer traditionellen jüdischen Erziehung 1896 für das jiddische Lemberger Volkhenblat zu arbeiten, d.h. zu schreiben an. Dass er zugleich das Deutsche perfekt beherrschte, zeigte sich in schon kurz darauf, 1897/98, als er im Selbstverlag die Schrift Socialisitisch oder zionistisch? Lösung einer Zeitfrage vorlegte. 1902 kam in der Wiener Zeitschrift Die Neuzeit seine Übersetzung des Dramas Das Gottesgericht von Wilhelm Feldmann (aus dem Polnischen) in zehn Folgen zum Abdruck. 1903 folgte sein erster Roman unter dem Titel Der Talmud als Betrüger, der als Zeitroman ausgegeben und in Galizien angesiedelt war. Anschließend wirkte er als Redakteur des Hamburger Israelitischen Familienblattes bis 1914, publizierte nebenher aber auch in anderen prominenten Zeitschriften wie z.B. in Ost und West (z.B. Zur Geschichte des jüdischen Theaters) oder in Die Wage, in der er 1907 einen Beitrag Der Jargon veröffentlichte, sowie in der AZJ. 1909 erschien seine deutschsprachige Bearbeitung und Übersetzung von Scholem Alejchems Ruchele. 1918 siedelte er sich in Wien an, wo er bis zu ihrer Einstellung (1920) Redakteur der Zeitschrift Dr. Blochs Wochenschrift war. Daneben verfasste er auch Beiträge für andere Ztg., z.B. einen über das Verhältnis zwischen A. v. Humboldt und dem poln.-jüd. Mathematiker Chaim S. Slonimski. im Morgen.1920 erschien auch noch sein Schauspiel Kaddisch im Berliner Jahrbuch für jüdische Geschichte und Literatur. In den 1920er Jahren legte Meisels biografisch und kulturhistorisch ausgerichtete Bände vor und zog sich aus den öffentlichen Debatten weitgehend zurück. Seit 1938 erblindet mussten er und seine zweite Ehefrau die Deportation in das Ghetto Lódz 1941 erleben.

Weitere Werke:

Westöstliche Miszellen. Leipzig 1908; Deutsche Klassiker im Ghetto. Wien 1922; Judenköpfe. Wien 1926;

Materialien und Quellen:

Socialistisch oder zionistisch? hier (mit freundlicher Genehmigung von compact memory, UB Frankfurt)

W. Feldmann: Das Gottesgericht. Drama aus dem galizisch-jüdischen Volksleben. Autoris. Übersetzung von S. Meisels. In: Die Neuzeit, 4.7. 1902, S. 7-8.

Alexander v. Humboldt und der Gelehrte im Kaftan. In: Der Morgen, 19.9. 1919, S. 3-4.

Goethes ‚Faust‘ im Hebräischen. In: JB Deutscher Bibliophilen 1925/26. Neuausgabe unter dem Titel ‚Faus‘, der Andere, im Kostüm der Heiligkeit. In: Kalonymos 2007, 21-24.

Lexikoneintrag zu: Salomo Juda Löb Rapoport. In: Jüdisches Lexikon, hg. von G. Herlitz, Bd. IV (1927).

Vorwort (zum geplanten Auswahlband Vieler Sterne Geist. Moderne jiddische Lyrik. Wien 1916-17; hg. 2017 in der Reihe ‚Nadelstiche‘, Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft, Wien, S. 6-9).

(PHK, in Vorbereitung)

Quellentexte:

➥ Der jüdische Wortwitz