ASCHER, FRANZI: ROCKAWAY BABY

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In: Austro-American Tribune, Nr. 1 (August 1948) S. 12

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Tran-skription

In: Austro-American Tribune, Nr. 1 (August 1948) S. 121  

„Is this the train to Rockaway?“ 

„No, this is track 19 – Rockaway is on track 17!“ 

„Thank you – Is this now the train to Rockaway?“ 

„No! This ist he train to Long Beach!“ 

„Isn’t this track 17?“ 

„Sure, it is, all the way up, but you’re asking for the train to Rockaway and not what track this is! Rockaway is on track 19!“ 

„But that’s just where I came from!“ 

„Then go right back – they’re just closing the doors…“ 

„Thanks … ooops! I made it! Now: Does this train go to Woodside? Sure – but look, Miss, first you asked for Rockaway, now it’s Woodside, where do you want to go? Hempstead?“ 

„No – but see, my friends are getting on the train in Woodside, so all I want is to meet them!“ 

„You never will – the platform’s too crowded out in Woodside – see what I mean?“  

Der Zug fährt in Woodside ein. Kopf an Kopf. Tasche an Tasche. Flasche an Flasche die Strandwanderer. 

Wir steigen aus. Sämtliche Farben des Spektrums um unsere Augen.  

„Franzi!“ Mehr entsetzt als erfreut über den 1000:1 Zufall, dass man einander hier tatsächlich gefunden hat. Mit einem Schritt sind wir alle im Waggon, mit explosivem Ruck setzt sich der Zug in Bewegung, wir alle lehnen uns aufatmend gegen die Wand, erschöpft von dem anstrengenden Happy End, und es ist uns allen ganz gleichgültig, wohin dieser Zug fährt. An irgendeinem Strand wird er schon stranden… 

[…] 

Nach dem Mittagessen sehen wir der allgemeinen Sonnenanbetung zu. In den Sand gestreckt, liegt jeder auf seinem Angesicht. Boy neben Girl, Kopf neben Kopf, Rücken neben Rücken, in bequemster Nähe, einander private Dinge ins Ohr zu sagen – aber keiner sagt etwas, sondern – oft in sandsicheren Wellblechkästchen und mit der Aufschrift ‚Beach Radio Rental‘ versehen – zu Häupten steht immer der Radioapparat, und wenn’s gut geht, singt der Frank Sinatra oder der Bing Crosby den beiden ein zärtliches Privatissimum ins Ohr. Wenn aber nicht, so ist der Ansager selbst der Postillon d’amour: „Get your Sunday Post today – and keep posted!“ Europäischer ‚afterthought‘: „Die Post bringt keinen Brief für dich, mein Herz, mein Herz – was schlägst du denn so wunderlich, mein Herz, mein Herz?“ – see what we mean… 

Und gänzlich unerwartet und unvorbereitet geschieht ein Wunder, und keiner wird leugnen, dass es ein Wunder ist. Genussreich dösend werden wir durch einen sprühenden Wasserschauer aufgeschreckt. Und noch eh wir auffahrend uns umsehen können, steht ein niedliches Knäblein von etwa 10 Jahren vor uns, macht einen tiefen Diener bis zum Boden hinunter und sagt laut und strahlend: „‘scuse me, Miss, for splashing you…“