Melzer Rosa
auch Melzer-Pomeranz, Roza, ebenso: Melcerowa, geb. 5.11.1880 (in einigen Quellen: 1873) in Tarnopol; Galizien, k.k. Österreich, heute Ternopil, Ukraine), gest. 19.10. 1934 in Lemberg-Lwow/Lviv (Polen, heute: Ukraine).
Zionistin, mehrsprachige Schriftstellerin (Deutsch/Polnisch), Publizistin, Abgeordnete zum polnischen Sejm (Parlament)
Rosa Pomeranz entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, was ihr Studien sowohl in Wien, Paris als auch Leipzig ermöglichte. Nach der Rückkehr aus Leipzig engagierte sie sich ab 1899 für die Rechte und Entwicklungsmöglichkeiten jüdischer Frauen und legte dazu erste Broschüren und bald auch Beiträge in jüdischen Zeitschriften (auf Polnisch wie auf Deutsch), u.a. in der renommierten, von Theodor Herzl mitbegründeten Die Welt vor, die auf sie als eine Verfechterin des zeitgenössischen Zionismus aufmerksam machten. Kurz darauf erschienen auch die ersten (deutschsprachigen) Erzählungen wie z.B. Wölwele in Zeitschriften wie Jüdisches Gefühl (Prag 1901) oder Jüdische Volksstimme1900-1934, mit wechselnden Untertiteln wie (zu Beginn) Centralorgan der jüdischen Arbeiter- und Handelsangestellten (bi... (Wiederabdruck 1907). Das Neue Wiener Tagblatt vermeldete am 3.6.1901 auch das Erscheinen eines Romans unter dem Titel Im Lande der Noth. 1903 war sie wesentlich an Hilfsaktionen für Opfer des Pogroms von Kishinew beteiligt; im selben Jahr kam es auch zu einem Treffen mit der Sozialreformerin Bertha Pappenheim im Zuge der Untersuchungen über die problematische Frage des jüdischen Mädchenhandels, das jedoch aufgrund von Differenzen in der Bewertung der zionistischen Perspektiven nicht nur ergebnislos verlief sondern in eine polemische Reaktion, veröffentlicht in der Wiener zionistischen Zs. Die Welt unter dem Titel Ein Besuch aus Frankfurt (19.6.1903, 4-6), mündete und auch in ihre Schrift Der Zionismus und die Frauen (1905) einfloss. 1906 heirate sie den (Eisenbahn)Beamten Isaak Melzer. Sie war zu dieser Zeit bereits zionistisch orientiert und bemühte sich um die Organisierung der jüdischen Frauen in Galizien. Schon in Tarnopol trat sie um 1900 als Begründerin des Vereins Judith in Erscheinung, 1908 dann als Mitbegründerin des Jüdischer Frauenkreis Lemberg (Kolo Kobiet Žydowskich/KKŽ).
Quellen und Dokumente:
Szymon Rudnicki: Melcer, Róza. In: YIVO-Encyclopedia
Lydia Jammernegg: Rosa Pomerantz. In: Ariadne. Frauen in Bewegung: hier.
R. Pomeranz: Im Lande der Noth (1901): Ankündigung in: Neues Wr. Tagblatt, 3.6.1901, S. 18; R. Pomeranz: Wölwele. In: Jüdisches Gefühl, 27.9. 1901, S. 10-11; wiederabgedruckt in: Jüdische Volksstimme1900-1934, mit wechselnden Untertiteln wie (zu Beginn) Centralorgan der jüdischen Arbeiter- und Handelsangestellten (bi..., 1.8.1907, S. 1-2; und 15.8.1907, S.1-2; Ein Besuch aus Frankfurt. In: Die Welt, Wien Nr. 25, 19.6.1903, S.4-6;
Literatur:
Dietlind Hüchtker: Rückständigkeit als Strategie oder Galizien als Zentrum europäischer Frauenpolitik. (Forschungsbericht) In: Hsozkult 2010: https://www.hsozkult.de/debate/id/diskussionen-1215; Angelique Leszczawski-Schwerk: „Die umkämpften Tore zur Gleichberechtigung“ – Frauenbewegung in Galizien. Münster 2014; Alison Rose: Jewish Women in Fin de Siècle Vienna. Texas 2008.
(Work in progress…)