Geb. 4.4. 1944 in Bad Hall, (damals Dt. Reich, heute: Österreich), lebt seit 1945 in Wien. Erzähler, Lyriker, Künstler, Regisseur.
Nach der Verhaftung seiner Eltern, die als elsässische Fremdarbeiter getarnt im Auftrag der Exil-KPÖ in Linz eine Widerstandsgruppe aufzubauen versuchten, aber 1944 verhaftet und die KZ Dachau bzw. Auschwitz verbracht wurden, überlebte R. Sch. unter dem Namen Robert Soel im jüdischen Kinderspital in der Wiener Tempelgasse. Seine Mutter, die Auschwitz überlebte, fand ihren Sohn 1945 in Wien wieder, wo er fortan aufwuchs, die Schulen besuchte, zunächst ohne Abschluss, eine Buchhandelslehre absolvierte, und sich alsbald nach Paris sowie Schweden aufmachte. Zurück in Wien holte er die Matura 1967 nach und fing an einige Semester an der Universität Wien Jus zu studieren. Als eigentliche Universität verstand er jedoch das Café Hawelka, in dem er u.a. H.C. Artmann u. O. Werner kennenlernte sowie die maoistischen studentischen Arbeitskreise. In diesem Umfeld begründete er die polit-poetische Zs. Hundsblume und veröffentlichte 1970 seinen ersten Roman: Kassandra. Nach verschiedenen Jobs und Anstellungen, darunter als Bibliothekar an der Wiener Hauptbücherei (1975-80) oder als Nachtredakteur für Agence France Presse (1981-83) sowie Arbeiten für den Film und Rundfunk entschloss er sich 1986 für eine freie Schriftstellerexistenz, im Jahr, in dem der sog. Waldheim-Skandal seinen Ausgang nahm und sein erster Gedichtband Ohneland bei Suhrkamp erschien, der seine Texte seit 1979 versammelte. Nach weiteren Lyrikbänden folgte 1992 der Roman Gebürtig, der ihn als wichtigen Autor der Post-Shoa-Generation etablierte. Diese und Aspekte der Nachgeborenen Generation thematisiert Schindel auch in seinem ersten wichtigen Essayband Gott schütz uns vor den guten Menschen. Jüdisches Gedächtnis – Auskunftsbüro der Angst (1995).
Weitere Texte und Forschungsliteratur:
Materialien und Quellen:
Eintrag R. Schindel-Homepage (mit weiterführenden Angaben und Texten); Eintrag von Helene Schruff/Eva Lezzi in: A. B. Kilcher (Hg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. 2. Aufl. 2012, S. 449-451; Iris Hermann (Hg.in): Fährmann sein. R. Schindels Poetik des Übersetzens. Göttingen: Wallstein 2012; Bernhard Judex: Robert Schindel. = Die Rampe (Linz) 3/2018 (mit Beiträgen u.a. von E. Czurda, K.M. Gauß, S. Gruber, E. Jelinek, D. Rabinovici, G. St. Troller (Laudatio anl. H. Mann-Preis 2014), G. Scheit etc.)
(PHK, in preparation)